In Zeiten des Niedrigzinses wird Geld hauptsächlich an der Börse verdient: Schüler übten das Spekulieren.

Sparbuch ist „out“. Das gilt bei jungen Leuten, die nur Niedrigzins kennengelernt haben, noch mehr als bei den Älteren. Womit lässt sich denn aber heute Kapital noch vermehren? Die Börse wäre da eine Alternative. Mit Risiken allerdings, denn dort ist zwar mehr Rendite zu holen, man kann aber genauso gut auch Geld verlieren. Seit vielen Jahren bemühen sich deshalb Sparkassen wie auch die Braunschweigische Landessparkasse darum, jungen Menschen den Aktienhandel näher zu bringen. Das geschieht im Rahmen des sogenannten Planspiels Börse. Und bei dem hat jetzt eine Gruppe aus dem Roswitha-Gymnasium einen zweiten Platz in der Regionalwertung „erspekuliert“.

Auch das Geldanlegen an der Börse scheint früher reizvoller gewesen zu sein. Mindestens mag der Eindruck dadurch entstehen, dass mit gerade mal zwei Gruppen vom Roswitha-Gymnasium die Beteiligung eher klein war. In früheren Jahren konkurrierten an einer Schule gleich mehrere Gruppen miteinander, so Geschäftsstellenleiterin Tina Schönfelder.

50000 Euro Spielkapital werden allen teilnehmenden Gruppen zur Verfügung gestellt. Acht Wochen haben sie dann Zeit, daraus so viel wie möglich Gewinn zu schlagen. Der Handel war aber eingeschränkt auf Aktien, und auch hier nicht alles, was der Markt bietet. Ansonsten konnte zweimal am Tag gehandelt werden, alles zu realen Kursen und mit Anrechnung der auch bei tatsächlichen Geschäften anfallenden Brokerkosten.

„Die Pfandflaschensammler“, so hatten sich Arik Jörns, Jakob Taflo, Hannes Nagel und Luis Oberbeck als Team benannt, starteten gut: Sie machten in relativ kurzer Zeit aus den 50000 schon fast 54000 Euro: „Da lagen wir in Niedersachsen mal an der Spitze und in Deutschland unter den besten 20 Teams“, freut sich Hannes Nagel. Doch dann schlug die Börse zurück und ließ die Gewinne rasch wieder schmelzen.

Aus den unterschiedlichsten Quellen, vor allem natürlich dem Internet, holten sich die vier Elftklässler die Informationen, wo sie ihr Geld anlegen wollten: „Natürlich nie alles in einen Wert, sondern immer schön verteilt, um das Risiko im Griff zu behalten“, sagt Luis Oberbeck.

Typisch antizyklisch handelten die „Pfandflaschensammler“, als sie in der Streikphase der Piloten bei einer schwächelnden Lufthansa die Chance zum Einstieg sahen – und mit dieser Hoffnung goldrichtig lagen. Nach Ende des Arbeitskampfes hob die Lufthansa wieder ab, die Aktie ebenso. Hier kamen richtig gute Gewinne zusammen.

Dass man sich mit solchen Spekulationen aber eben an der Börse auch irren kann, bewies der Einstieg bei RWE, als die ihre neue Energietochter „Inogy“ an den Markt brachte. „Unsere Hoffnung, das werde auch die RWE beflügeln, ging in keinem Cent auf“, war Hannes Nagel enttäuscht.

planspiel boerse - die Börsenanleger

Sind das die Börsenanleger von morgen? Tina Schönfelder (links), die Geschäftsstellenleiterin der Nord/LB, konnte
das Gymnasium-Team "Die Pfandflaschensammler" für seinen guten Platz beim Planspiel Börse auszeichnen.

 

Die Oberstufenschüler des Gymnasiums merkten auch, dass ein bewegliches Anlegen an der Börse viel Pflege und Zeit braucht: „Am Anfang haben wir sehr aktiv gehandelt, dann kamen Klausuren und wir konnten uns nicht so intensiv darum kümmern, das hat durchaus dem Gewinn geschadet“, so Hannes Nagel. Auch Ferien machten das Handeln nicht leichter – die Börse macht schließlich auch nie Pause.

Insgesamt hat das Planspiel den Schülern am Ende nicht nur Spaß gemacht, sondern auch viel Erfahrung vermittelt. Über die geplanten Anlagen sei manchmal durchaus heftig und kontrovers diskutiert worden. Die Freundschaft hat gehalten, wird aber selbst bei virtueller Spekulation schon mal geprüft, wie das mit Geld eben so ist.

Am Ende ging die Gruppe mit etwas über 51300 Euro durchs Ziel. Das waren in nur acht Wochen 2,7 Prozent, aufs Jahr gesehen hätten also bei gleichbleibendem Erfolg zwölf bis 14 Prozent an Gewinn eingefahren werden können. Was weit vor dem liegt, was auf dem Sparbuch derzeit möglich ist. Dort wird das Geld durch die Inflationsrate sogar eher weniger denn mehr.Im Gebiet der gesamten Braunschweigischen Landessparkasse kamen „Die Pfandflaschensammler“ damit auf Rang 20, im hiesigen Geschäftsgebiet Bad Gandersheim-Seesen auf den zweiten Platz, wobei sie dem Jacobson-Gymnasium Seesen knapp den Vortritt lassen mussten.

Ob sie auch mit eigenem Geld an die Börse gehen würden, wissen die Elftklässler noch nicht sicher, wohl aber, dass sie durchaus einer zweiten Spielrunde in diesem Jahr nicht abgeneigt sind. Soweit haben sie dann doch schon Börsenblut geleckt.

Der Artikel und das Foto wurden freundlicherweise vom Gandersheimer Kreisblatt zur Verfügung gestellt.