Vom 14. September bis 12. Oktober fuhren 20 Schüler des Roswitha-Gymnasiums mit Frau Marks, Herrn Stötzer und Herrn Weber zur Gastschule in American Fork, Utah.

Die ersten zwei Wochen wohnten die Schüler bei Gastfamilien und besuchten die örtliche Highschool. Die amerikanische Schule hat alle in den täglichen Unterricht integriert und die Schüler in ihr Ellis Island Project involviert. Ziel dieses Projekts ist es, den amerikanischen Schülern zu verdeutlichen, wie sich die Immigranten, die oftmals die Sprache nicht oder nur bruchstückhaft beherrschten, bei ihrer Einreise in die USA im 18. und 19. Jahrhundert fühlten.

Einen Tag verbrachte die deutsche Gruppe in Salt Lake City, der Hauptstadt des Staates Utah. Dort wurde der Temple Square der Mormonenkirche sowie das Utah State Capitol, das Parlamentsgebäude, besucht. Anschließend hatten die Schüler Zeit, die Stadt in Kleingruppen zu erkunden.

In American Fork konnte Herr Weber auch Herrn Steven Garlick, dem amerikanischen Deutschlehrer, ein paar Fragen stellen, die sehr ausführlich beantwortet wurden.

Steven, Utah ist viele Kilometer weit weg von Deutschland. Da stellt sich mir die Frage, warum Du Deutsch studiert hast und Deutsch unterrichtest? Was verbindest Du mit Deutschland?

Ich fühlte mich schon immer irgendwie zu Deutschland hingezogen. Meine Mutter erzählte mir schon vor 50 Jahren, dass ich als kleiner Junge ihr sagen würde, dass ich nach Deutschland auswandern würde. An der Uni begann ich, Deutsch zu lernen, und wurde nach einem Studienjahr auf Mission für die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage geschickt und durfte in Deutschland diese Missionszeit erfüllen. So lernte ich Deutsch hauptsächlich im Ruhrgebiet und Hessen und genauer gesagt in Bochum, Düsseldorf und Frankfurt. Nach der Missionszeit begann ich wieder, an der Uni Deutsch zu studieren, um Lehrer zu werden. Ein Teil meiner Vorfahren wanderte vor 300 Jahren auch aus Deutschland nach Amerika. Sie hießen Gerlach oder so und wurden in Amerika als Garlick umgeschrieben. Trotzdem nennen mich meine Schüler Herr Knoblauch, damit sie mindestens dieses „Kraut“ kennenlernen. Denn garlic heißt Knoblauch.

Was ist Dir in Deinem Deutschunterricht besonders wichtig? Und warum sollten amerikanische Schüler Deutsch lernen?

In meinem Deutschunterricht ist es mir besonders wichtig, dass meine Schüler ein Erfolgserlebnis haben und Deutschland und die Deutschen kennen und schätzen lernen. Es heißt ja „deutsche Sprache, schwere Sprache“, aber alle Deutschen lernen es ja und so bin ich geduldig mit meinen Schülern und verständnisvoll für ihre Bemühungen, weil Amerikaner überhaupt nicht so für ihre Fremdsprachenfähigkeiten bekannt sind.

Ich weiß ja, dass Du viele Kinder hast. Haben sie damals in der Schule auch Deutsch gelernt? Oder warst Du als Deutschlehrer eher ein abschreckendes Beispiel. Denn oftmals machen Jugendliche ja das Gegenteil von dem, was die Eltern machen oder wollen.

Genau gesagt haben meine Frau, die Amerikanerin ist, aber auch Deutsch spricht, und ich neun Kinder und es freut mich zu sagen, dass jedes Kind drei Jahre lang, das heißt während ihrer Highschool-Zeit, an meinem Deutschunterricht teilgenommen hat – es gibt ja nur einen Deutschlehrer an unserer Schule. Das bedeutet, dass ich seit dem Jahr 2000 bis zum Ende dieses Schuljahrs mindestens eines meiner Kinder im Unterricht hatte, denn unser letztes Kind ist nun in der 12. Klasse. Sie alle verstehen Deutsch, aber nur eine Tochter spricht fließend. Ein Sohn spricht fließend Italienisch, zwei Söhne sprechen fließend Russisch und ein Sohn spricht fließend Slowakisch, weil sie auch Zeit als Missionare in diesen Ländern verbracht haben.

Als Du 2012 zum ersten Mal hörtest, dass eine deutsche Schule Dich und Deine Schüler besuchen möchte, was dachtest Du damals?

Eigentlich hatten wir schon Partnerschulen seit 1992, eine Realschule aus Vaterstetten und später ein Gymnasium aus Dillingen an der Donau. Durch Lehrerwechsel waren diese zwei Schulen seit 2010 nicht mehr zu Gast bei uns. Somit habe ich mich gefreut, dass wir mit euch eine Partnerschaft aufnehmen konnten. Wenn ich mich richtig daran erinnere, fiel irgendwie euer geplanter Besuch an der Ostküste Amerikas aus und da du Erfahrungen und Bekannte in Utah hast, hast du dich gemeldet. Glück im Pech, mindestens aus unserer Sicht.

Wie denkst Du heute über den Besuch? Wieso bereichert er die Schule?

Euer Besuch gibt uns Ansporn zum Lernen und zeigt, dass Deutsch etwas Lebendiges und Menschliches ist. Das Erlernen einer Fremdsprache bietet neue Denkweisen und Perspektiven und umso mehr wenn unsere Schüler mit anderen gleichaltrigen Deutschen Erfahrungen machen.

Mir wird häufig die Frage gestellt, warum Ihr nicht auch zu einem Besuch nach Deutschland kommt? Vielleicht kannst Du mir das einmal aus amerikanischer Sicht erklären?

Kurz gesagt, das Ausreisen in andere Länder wird nicht von unserem Schuldistrikt genehmigt. Es gibt ein paar Schuldistrikte in Utah, die solche Reisen erlauben, und in anderen Bundesstaaten von Amerika sogar viele. Unsere Schüler dürfen aber natürlich privat reisen und einzelne Gegenbesuche machen, was einige schon mit anderen Gastschulen gemacht haben.

Sollte sich die Situation irgendwann einmal ändern, würdest Du mit Deinen Schülern denn dann gerne mal nach Bad Gandersheim kommen?

Ich wäre sofort mit ihnen unterwegs nach Bad Gandersheim, besonders wenn ich dafür bezahlt würde.

Wenn wir bei Euch zu Besuch sind, dann fällt uns immer die enorme Gastfreundlichkeit der Amerikaner auf. Doch interessant ist auch mal zu wissen, was die Amerikaner eigentlich über uns denken, wenn wir zu Gast sind.

Unsere Gastfamilien sind immer beeindruckt davon, wie gut die Deutschen Englisch beherrschen und wie höflich sie sind. Die Besuche und die Besucher haben uns nur Gutes gebracht und gute Erinnerung hinterlassen.

Danke, lieber Steven, für die ausführlichen Antworten.

Auch wenn die amerikanische Schulbehörde momentan noch Auslandsreisen untersagt, wie Steven Garlick dargelegt hat, so ist es dieses Mal dennoch gelungen, in einen Dialog mit der Schulleitung einzutreten und Gespräche anzustoßen, die hoffentlich zu einem Austausch führen. Die deutschen Lehrer haben sehr positiv vernommen, dass es trotz aller Krisen und Anschläge in der Welt kein kategorisches Nein zu Auslandsfahrten gibt. Die verantwortlichen Lehrkräfte werden am Ball bleiben, denn das Roswitha-Gymnasium würde sich sehr freuen, die amerikanischen Freunde aus American Fork sobald wie möglich in Bad Gandersheim begrüßen zu dürfen.

Im Anschluss an die Zeit in American Fork folgte eine zweiwöchige Rundreise, auf die sich die Teilnehmer in sieben Sitzungen am Nachmittag vorbereitet haben. Ziele waren mehrere Nationalparks (Arches, Bryce Canyon, Zion). Besonders erfreulich war, dass diese Gruppe als Erste in den Bryce Canyon Nationalpark konnte, nachdem dieser 2013 durch die Schließung der Regierung nicht zugänglich war und 2015 aufgrund von sehr dichtem Nebel nicht besucht werden konnte. Als Städte wurden Las Vegas, Los Angeles und San Francisco angefahren.

Auch wenn die Schießerei in Las Vegas am 1. Oktober der Gruppe kurzfristig einen Schrecken einjagte, so hatte dieses Ereignis keine negative Auswirkung auf die Gruppe und die weitere Fahrt. Whatever happens in Vegas stays in Vegas – was auch immer in Vegas passiert, bleibt auch dort.

Gleichwohl ist die hohe Zahl an Toten und Verletzten einfach schrecklich und das Leid der Opfer und der Angehörigen unvorstellbar. Aus deutscher Sicht ist der Vorfall schwer nachzuvollziehen. Es kam die Frage seitens der Schüler, wie der Täter so viele Waffen haben konnte. An dieser Stelle zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und den USA mit Blick auf Waffengesetze. Aus deutscher Sicht erscheint es paradox, wenn man bedenkt, wie verhältnismäßig leicht in den USA der Zugang zu Waffen ist und wie schwierig es ist, Alkohol zu kaufen.

Nicht zuletzt wurde die Fahrt auch durch ermutigende Nachrichten seitens der Eltern fortgesetzt. Somit wurde der Hoover Staudamm zwischen Nevada und Arizona besucht. Der Bus parkte auf der Arizona-Seite und die Gruppe wanderte über den Staudamm zurück nach Nevada. Wer sich mitten auf dem Staudamm befand, konnte also in zwei Bundesstaaten gleichzeitig stehen. Die im Verkehrschaos versinkende Stadt Los Angeles lockte mit herrlichem Wetter. Der Ausflug nach Santa Monica und die Wanderung vom Griffith Observatorium zum Gipfel des Mount Hollywood mit seinem Blick auf das Hollywood-Schild sorgten für viele neue und positive Eindrücke. Den Abschluss bildete San Francisco, wo die Gruppe eine Bootstour durch die Bucht bis raus zur Golden Gate Bridge unternahm und dabei durch den Audioguide viel über die Geschichte der Stadt lernte. Außerdem wurde die Gefängnisinsel Alcatraz besucht. Einen freien Tag nutzten die Schüler, um die Stadt mit ihren vielfältigen Sehenswürdigkeiten in Kleingruppen zu erkunden. Die nächste Rundreise wird in etwas geänderter Form voraussichtlich 2019 stattfinden.

Abschließend ein paar Schülerstimmen zur Reise:

Daria Dierstein, Hannah Götz, Anthea Tillmann und Marie Ude über American Fork: „Wir mochten die Highschool, weil sie so anders als unsere Schule ist und uns alle Leute sofort aufgenommen haben und der Unterricht so anders war. Und wir mochten unsere Gastfamilien sehr, da sie so unglaublich nett, lieb und bemüht waren, uns den Aufenthalt bei ihnen so angenehm wie möglich zu machen.“

Lina Hermsen, Franziska Pradel und Lara Schwarz über San Francisco: „Es gab viele Sehenswürdigkeiten, aber besonders hat bei uns die Gefängnisinsel Alcatraz einen Eindruck hinterlassen. Mit den Audioguides durch die verschiedenen Blöcke im Gefängnistrakt zu laufen und sich verschiedenste Fakten und Geschichten von Häftlingen und Wärtern anzuhören war einer Reise in die Vergangenheit sehr ähnlich, so dass man gut einen Eindruck vom Ablauf und vom Leben auf Alcatraz bekommen hat. Außerdem müssen wir zugeben, dass trotz des anstrengenden Weges zur Golden Gate Bridge der Blick von der Brücke herab einmalig war: die vielen Hochhäuser, die Bucht mit den kleinen Booten und natürlich die verschiedensten Flugzeuge, die wir dank der fleet week auch bewundern durften.“

 

 

Bilder der USA-Fahrt