Eben noch trommelte der Regen auf die Windschutzscheibe, im nächsten Moment steht die Welt komplett auf dem Kopf.

Gut, dass die Jackentaschen leer sind, sonst müsste man nun schweren Geschossen ausweichen. Das Blut steigt in den Kopf, die Augen fangen an zu tränen und der Gurt drückt auf die Schultern. Der Opel Corsa bleibt auf dem Dach liegen. Die darumstehenden Schüler gehen in die Hocke und versuchen, unter das Auto zu schauen. Zum Glück ist dies nur eine Station der Aktion „wait a minute“ (WAM), die am Mittwoch für die Schüler des Roswitha-Gymnasium und der Oberschule durch den ADAC Niedersachsen in Kooperation mit dem Landkreis Northeim durchgeführt worden ist. Ziel der Kampagne ist es, die Fahr- und Verkehrssicherheit von Schüler der zehnten bis 13. Klassen zu verbessern und dafür zu sensibilisieren, welche Verhaltensweisen man im Verkehrt besser vermeiden sollte. Dies geschieht durch ein Stationenprogramm mit praktischen, theoretischen und sogar juristischen Aspekten.

„Umwerfend“, so beschreibt der 16-jährige Jakob seine Erfahrung im Überschlag-Simulator. Dieser soll den Schülern zeigen, wie es sich anfühlt, wenn ein Auto nach einem Unfall auf dem Dach zum Liegen kommt. Dazu wurden konkrete Tipps zum besten Handeln in einer solchen Situation gegeben, denn nicht immer sind gleich Helfer zur Stelle und ein Verunfallter muss sich gegebenenfalls selbst aus dem Fahrzeug befreien. Genau das ist aber in dieser Lage besonders schwierig. „Für einen Moment ist das ganz cool, aber länger hätte es auch nicht sein müssen. Den Ernstfall möchte ich nicht erleben“, so Jakob.

Wenige Meter entfernt versuchen Schüler während einer Elektrokartfahrt auf dem Smartphone Kurznachrichten zu schreiben. Manch einem, der sich mit einem Male fernab der festgelegten Strecke befindet, wird dabei auf sehr anschauliche Weise klar, dass dies nicht funktionieren kann. In dieser Situation sind die Fehler folgenlos, auf der Straße könnten sie schwere Unfälle bedeuten. Welche juristischen Konsequenzen dies haben kann, erklärt ein Verkehrsjurist mit Hilfe teils sehr drastischer Beispiele an einer weiteren Station. Die Betroffenheit der Schüler, die seinen Darstellungen lauschen, wird dabei an vielen Stellen deutlich. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit kann entscheidend sein und ein Leben für immer verändern.

In dem Projekt geht es auch darum, seine eigenen Grenzen zu erkennen und Gefahren, die im Straßenverkehr lauern, besser einzuschätzen. Dies wurde unter anderem an einem Bremsversuch aufgezeigt, den ein Fahrlehrer mit den Schülern durchführt. Für den Fall, dass doch einmal etwas passiert sein sollte, bekamen die Schüler von den Johannitern und der Feuerwehr Bad Gandersheim praktisches und theoretisches Rüstzeug für Sofortmaßnahmen und Hilfe am Unfallort. Außerdem dabei waren die Polizeiinspektion Northeim-Osterode und die Verkehrswacht mit einem Unfall-Polo, das Lukas-Werk und die Gesundheitsdienste des Landkreises mit einem Rauschbrillenparcour, die AOK Niedersachsen mit einem Safety-First-Team-Quiz. Zum Thema Unfallanalyse und Rekonstruktion gab das Kfz-Sachverständigenbüro Pickart und Erdmann interessante Hinweise, informiert wurde über die Bedeutung vorausschauenden Fahrens durch den Verein Plankenparty e.V. Für das Catering sorgte das Cafeteria-Team des Roswitha-Gymnasiums in Zusammenarbeit mit der Oberschule.

„Ein tolles Projekt, das unbedingt im nächsten Jahr wiederholt werden sollte“, lautet das Fazit der 18-jährigen Alina. Zwar hat der drastische und an einigen Stellen zu flapsige Tonfall der Stationsmoderatoren nicht immer den Nerv der Jugendlichen getroffen, die Botschaft aber kam trotzdem an. (JAG)

 

WAM 2019 II 600 800

 

WAM 2019 I 800 600