Eine Zusammenfassung von Stephen Weber

Deutschland möge doch bitte mehr zum NATO-Haushalt beitragen. Deutschland solle seine auf Export basierende Wirtschaftspolitik ändern. Deutschland…!

Wer die Presse verfolgt, sieht, dass das Verhältnis zumindest auf Regierungsebene angespannt ist. Davon merkten wir jedoch nach unserer Ankunft am Flughafen in Salt Lake City wenig. Im Gegenteil, als wir uns vom Zollbereich in die Ankunftshalle bewegten, hörten wir plötzlich ein lautes Klatschen gepaart mit Jubelrufen. All das wurde durch das Hochhalten von Willkommensplakaten unterstützt. Die Schüler waren sichtlich gerührt, und die Aufnahme in die Gastfamilien erfolgte schnell. Somit endete der lange Anreisetag am Ende ohne Probleme!

Während der ersten zwei Wochen waren die Schüler auf zwei Schulen aufgeteilt. Der Großteil befand sich an der uns bekannten American Fork Senior High School in American Fork, wo Herr Garlick bis vor kurzem noch als Deutschlehrer tätig war. Seine Nachfolgerin ist ebenfalls sehr daran interessiert, uns 2021 zu begrüßen. Der andere Teil der Schüler befand sich an der 15 Minuten entfernten Timpanogos High School in Orem, wo Frau Garlick unterstützt von ihrem Ehemann seit Beginn des Schuljahres Deutsch unterrichtet.

Unsere Schüler konnten somit in das Highschool-Leben eintauchen, welches sich durch eine Palette an außerschulischen Angeboten deutlich vom deutschen System unterscheidet. Besonders aufgefallen ist den Schülern der Stellenwert von Sport (Football, Basketball, Baseball, Schwimmen und Leichtathletik) und von Musik, da die American Fork Senior High School eine national bekannte Marching Band hat, in der über 300 Schüler aktiv sind. Neu für unsere Schüler war der Homecoming Ball an einem Samstag. Alle waren schick angezogen, um sich zusammen mit ihren Austauschschülern auf der Tanzfläche auszulassen. Hinsichtlich der Anforderungen an den amerikanischen Schulen kamen die Schüler schnell zu dem Urteil, dass es in Deutschland schwieriger sei und dass die deutschen Lehrer insgesamt strenger seien, was jedoch keineswegs schlecht sei. Fazit: Es war mal eine Erfahrung!

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Nach den zwei Wochen vor Ort ging es auf große Reise durch den Westen. Zuvor hatte uns der Konkurs von Thomas Cook noch ein wenig auf Trab gehalten, aber durch viele Telefonate mit den Hotels und dank der schnellen Unterstützung durch die Eltern konnte die Fahrt problemlos fortgesetzt werden. Erster Stopp für zwei Nächte war das kleine Städtchen Moab im Südosten von Utah. Da wir dieses Mal einen Busfahrer hatten, der in der Lage war, sein Navigationssystem zu lesen, dauerte die Fahrt auch nur so lange, wie sie dauern musste: mit einer Pause gut 3 Stunden und 45 Minuten. Gleich am Tag der Ankunft ging es los in den Arches Nationalpark, in dem sich mit dem Delicate Arch das Wahrzeichen Utahs befindet. Vor der Fahrt zum Arch mussten wir jedoch noch das Formularchaos lösen. Man mag vielleicht glauben, dass nur die Deutschen eine gewisse Liebe zu Formularen (und der Geduldigkeit von Papier) pflegen, aber das ist ein Irrtum! Ich hatte zuvor erfahren, dass nur der Bus ein bestimmtes Formular ausgefüllt (ganz wichtig!) vorweisen musste. Der Busfahrer hatte alles dabei, allerdings enthielt dieses Formular einen Stolperstein für uns, da der Bus nicht am Delicate Arch halten durfte, was mir jedoch nicht bekannt war, da ich das Busformular in all seinen Ausführungen nicht kannte. Um das Problem zu lösen, mussten wir also mit den Park Rangern, der Parkpolizei, sprechen. Die nette Park Rangerin musste den komplizierten Sachverhalt mit ihrem Vorgesetzten klären, der uns dann jedoch grünes Licht gab, so dass wir uns mit etwas Verzögerung auf den Weg machen durften. Am Parkplatz angekommen, nahmen alle ihre Wasserflaschen und wir marschierten los. Sobald wir das Ziel erreicht hatten, wurden ausreichend Fotos gemacht, um die Eindrücke festzuhalten. Die Sonne lachte, keine Wolke war am Himmel. Ein herrlicher Tag für so eine Wanderung.

Am zweiten Tag ging es von Moab in einer gut 50-minütigen Fahrt in den Canyonlands Nationalpark. Dieser Park war neu auf der Liste der Sehenswürdigkeiten, und er enttäuschte nicht. Wir konnten die unendlich weiten Schluchten sehen und uns einen Eindruck von der schier endlosen Weite machen. Auf dem Rückweg legten wir noch einen Halt im Arches Nationalpark ein, um uns weitere Sandsteinbögen („The Windows“) anzusehen. Am Abend ging es dann für uns alle nach Moab hinein, um das kleine Touristenstädtchen etwas zu erkunden und um essen zu gehen.

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Am nächsten Morgen ging es dann weiter nach Flagstaff, Arizona. Somit mussten wir Utah auf Wiedersehen sagen und die Uhr um eine Stunde zurückstellen. Auf dem Weg stoppten wir am Forrest Gump Point in Utah. Vielleicht kennt jemand den Film: Es ist die Szene, in der Forrest auf der Straße gefolgt von einer Horde Menschen läuft und man im Hintergrund Monument Valley sieht. Die Musik an dieser Stelle liefert Bob Seeger mit „Against the Wind“. Wir können nun zumindest sagen, dass wir da waren. Vom Forrest Gump Point ging es weiter zum Monument Valley Besucherzentrum, welches von den Navajo-Indianern geleitet wird. Wer wollte, konnte sich dort über die Geschichte der Felsformationen und ihre Wichtigkeit für die indianische Kultur informieren. Außerdem befasste sich die Ausstellung mit der Bedeutung der „Code Talkers“ während des Zweiten Weltkrieges. Im Anschluss ging es weiter nach Flagstaff und ab ins Hotel! Wieder war ein Tag um!

Von Flagstaff ging es entlang der Route 66 nach Seligman. Seligman ist ein kleines Städtchen an der alten Route 66, welches versucht, die Nostalgie am Leben zu erhalten. Alles dreht sich ums Auto! Somit verwundert es nicht, dass man überall alte Oldtimer sieht oder Kennzeichen aus aller Welt an den Wänden findet. Trotz aller Bemühungen um Nostalgie lässt sich der Einfluss des Kommerzes jedoch nicht leugnen. Das Motto ist: Kaufen, kaufen, kaufen… und essen! Nach unserem Aufenthalt in Seligman fuhren wir in den Locomotive Park in Kingman, um uns die große Dampflok anzusehen, die bis Mitte der fünfziger Jahre zwischen Los Angeles und Kansas City verkehrte und Kingman als Wasserstopp nutzte. Was viele heutzutage nicht mehr wissen, ist, dass es ursprünglich die Eisenbahn war, die das Land groß gemacht hat.

Von Kingman ging es zum Grand Canyon Skywalk. Für viele war es eine besondere Erfahrung, über einen Glasboden zu gehen, während es unter einem in die Tiefe ging. Leider ist das Mitnehmen von Handys und Fotoapparaten aus Sicherheitsgründen nicht gestattet, so dass wir auf dem Skywalk keine eigenen Fotos machen konnten. Jedoch stellt der Betreiber – wie man es halt kennt – Fotografen zur Verfügung, die unverschämt teure Fotos von einem machen. Somit haben wir uns alle mit Fotos aus der Ferne begnügt. Auf dem ausgedehnten Gelände verkehren Shuttlebusse, die einen vom Skywalk am Eagle Point weiter zum Guano Point bringen. Dort konnten wir uns die über 1.000 m tiefen Schluchten noch einmal genauer angucken. Wirklich beeindruckend!

Vom Skywalk wollten wir eigentlich zum Hoover Dam, aber da wir mit Gepäck an Bord leider nicht am Damm halten durften, fuhren wir dieses Mal nur vorbei und hatten so etwas mehr Zeit in Las Vegas, wo wir vom Hotel (The Stratosphere) gemeinsam zum Bellagio am Strip gingen, um uns die Wassershow angucken zu können. Da sich viele ein Hard Rock-Shirt kaufen wollten, wanderten wir dann noch weiter zum Hard Rock-Shop. Danach ging es aber direkt zurück ins Hotel. Auch wenn es uns nicht so vorkam, hatten wir dennoch gut 11 km zu Fuß zurückgelegt.

Der folgende Tag war etwas langweilig, weil er nur aus einer langen Busfahrt nach San Luis Obispo bestand, wo wir auch erst nach Einbruch der Dunkelheit ankamen. Doch bevor es auf lange Fahrt ging, wurden zwei Stopps eingelegt: einer am Las Vegas-Schild, um Fotos vor ikonischer Kulisse machen zu können, und einer am Outlet, um ein paar Markenklamotten möglichst preisgünstig zu bekommen. Nach der langen Fahrt nach San Luis Obispo war natürlich die Nahrungsaufnahme wichtig. Da gegenüber dem Hotel alles ist, was ein jugendliches Herz begehrt, fanden sich bald darauf viele bei McDonald’s ein. Hier musste man erst einmal den Kampf mit dem Bestellcomputer gewinnen, um Essen zu bekommen. Jedoch hat es irgendwann hingehauen, und niemand musste Hunger leiden. Ein ausgeprägtes Angebot an Fressbuden wurde seitens der Schüler bereits in Utah festgestellt. Der Verdacht, dies könnte überall in den USA so sein, erhärtete sich!

Von San Luis Obispo ging es weiter nach Monterey, einem kleinen Fischerörtchen, in dem einst der Schriftsteller John Steinbeck („Cannery Row“ – „Die Straße der Ölsardinen“ [1945]) wirkte. Natürlich hat mittlerweile der Kommerz Einzug gehalten, und nur noch Fassaden erinnern an die eigentliche Bedeutung der Gebäude, in denen einst der Fischfang in Konservendosen verpackt wurde. Vor ein paar Jahren konnte man auch noch Bücher von Steinbeck in vielen Läden kaufen. Auch das ist nun nicht mehr der Fall! Ein Jammer!

Von Monterey ging es zügig weiter zum Hotel in San Francisco. Anfahrt und Ausladen klappten problemlos. Auch der Check-in war kein Problem, wenn denn nur das Programmiergerät für die Zimmerkarten funktioniert hätte. Aber das Hotel wusste sich zu helfen und ließ die Zimmer von der Reinigungskraft öffnen, so dass wir uns zumindest umziehen und die Koffer aus dem Weg schaffen konnten. Danach ging es direkt zum Pier, und erste Eindrücke wurden gesammelt. Leider mussten wir feststellen, dass wir parallel zur „Fleet Week“ in der Stadt waren, so dass alles überfüllt war. Tausende Menschen waren gekommen, um waghalsige Flugmanöver der Navy, des Marinecorps und der Küstenwache über der Bucht zu sehen.

Am Samstag stand die Fahrt durch die Bucht auf dem Programm. Mit dem Boot der „Red and White Fleet“ ging es ab Pier 43½ für eine Stunde entlang der Bucht bis hinaus zur Golden Gate Bridge. Ein Audioguide erzählte uns dabei Geschichten und Anekdoten über die Stadt. Am Pier angelangt, gingen wir zu Fuß zur Golden Gate Bridge hinaus und überquerten die gut 2,7 km lange Brücke. Zurück ging es mit dem Bus, und die Schüler hatten den Rest des Tages zur freien Verfügung.

Sonntag – unserer letzter voller Tag – war recht entspannt. Morgens ging es zur Gefängnisinsel Alcatraz, wo wir eine Audiotour durch den Zellblock machten. Man bekam einen guten Einblick in das triste Leben hinter Gittern. Wer die Zellen für die Einzelhaft gesehen hat, ist vielleicht froh, frei zu sein. Nach der Rückkehr hatten alle Zeit, die Stadt zu erkunden, was jedoch nicht so leicht war, weil einfach zu viele Menschen wegen der „Fleet Week“ auf den Straßen unterwegs waren. Aber jeder machte das Beste daraus!

Am Montag ging es mit vier Shuttlebussen zum Flughafen und über Amsterdam zurück nach Hannover. Vorbei war die schöne Zeit in den USA. Uns Lehrkräften hat es sehr viel Freude gemacht, diese absolut reisetaugliche Gruppe in die USA begleitet zu haben. Dafür sagen wir einmal: DANKE!

Eine gute Nachricht hat uns Herr Garlick noch mitgegeben. Er plant trotz seiner Pensionierung für Juni 2020 einen kleinen Gegenbesuch mit ca. 10 Leuten. Aus amerikanischer Sicht ist es zwar keine offizielle Schulfahrt, da Herr Garlick alles privat anbietet, aber das soll uns erstmal nicht stören.

Abschließend ein paar Meinungen der Teilnehmer:

„Mir hat es sehr gut in den Gastfamilien gefallen, da ich mit ihnen super klargekommen bin, und zum Ende hin hat man alle noch besser gekannt, auch andere Leute aus der Schule. Es hat alles mehr Spaß gemacht, da man vertrauter war und alle anderen offener waren.“

„Besondere Veranstaltungen wie der Homecoming Ball und die Footballspiele haben unseren Aufenthalt typisch amerikanisch gemacht.“

„Jeden Tag an einem neuen, tollen Ort zu sein war einfach unglaublich schön!“

„Auf der Rundreise fand ich es so unglaublich, wie viele verschiedene Landschaften wir sehen konnten. Wir haben gesehen, wie vielseitig Amerika ist.“

„Ich finde, die USA-Reise ist eine einmalig gute Möglichkeit, den amerikanischen Alltag kennenzulernen, und diese Möglichkeit genutzt zu haben, ist eine der besten Entscheidungen meines Lebens.“

„Ich habe einige neue Freunde auch aus anderen Klassen gefunden, mit denen ich schöne Abende in den Hotels verbracht habe.“

„Für mich war es eine Reise, die man nur einmal im Leben machen kann. All die Leute in den USA waren einfach unglaublich nett und ich werden sie vermissen.“

„Es ist auch nochmal etwas anderes, die bekannten Orte und Städte von Amerika zusammen mit seinen Freunden zu erleben.“

„Die Zeit in der Gruppe hat uns alle mehr zusammengebracht und es sind neue Freundschaften entstanden.“

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