Namensliste

Abiturienten 2009

Ahrens, Inga-Frederike
Albig, Hanna
Behrens, Gerrit
Bertram, Angelina
Bienert, Julia
Bischel, Waldemar
Bohne, Annabelle
Bohnsack, Sören
Bohnsack, Tanja
Brahtz, Juditha
Deneke, Ann-Cathrin
Duensing, Anja
Ebeling, Alexandra
Elger, Julia
Fahlbusch, Catherina
Feiste, Arne
Freise, Anika
Gatzemeier, Kathrin
Große-Holz, Lena
Grützner, Sebastian
Hantke, Benedikt
Henne, Markus
Henze, Vanessa
Hofesmann, Denise
Hoffmann-Gräsche, Julia
Holland, Marcel
Höppner, Ronja
Humbert, Larissa
Kahl, Jennifer
Kahlke, Kim
Karge, Johanna
Kasperek, Vanessa
Killus, Hardy
Kipkeew, Lorenz
Knotte, Johanna
Koch, Ann-Kristine
Körbel, Ferdinand
Küchler, Mareike
Kühle, Florian
Kühle, Samuel-Ramon
Lindenau, Rene
Malik, Verena
Meinecke, Jana Alina
Meyer, Daniel
Müller, Jasmin
Neufeld, Kim Jana
Nguyen Hoang, Linh
Nienstedt, Tobias
Nolte, Alena
Oppermann, Jan-Philipp
Otte, Henning
Pohl, Richard
Sackmann, Lisa
Scheiermann, Alina
Schierz, Maren
Schiller, Daniel
Schnelle, Jan
Schütte, Raphael
Schumann, Robin
Senske, Isabel
Sentürk, Bahar
Sue, Sarah
Tegtmeier, Merle-Johanna
von Rechenberg, Tabea
Warmbold, Rebekka
Warnecke, Tanja
Weber, Katharina
Wehe, Marius
Wenzel, Pascal
Wessel, Stefan
Wille, Bianca
Zettl, Vincent

Insgesamt sind es 72 Abiturienten und Abiturientinnen

Davon 44 Damen und 28 Herren.

Abiturrede der Lehrerschaft

Abiturrede zur Entlassungsfeier der Abiturientinnen und Abiturienten 2009

Stellvertretend für die Lehrerschaft: Herr Spieler, Frau Beyer-Pohl (lila)

Liebe Eltern, liebe Schüler, sehr geehrte Gäste,

Wir stehen heute zu zweit hier, um stellvertretend für die Lehrerschaft zu reden. Warum zu zweit? Vielleicht, weil eine Extrapolation der Entwicklung der Klassenstärken der letzten Jahre den Schluss nahelegen könnte, dass wir bald sowieso Klassen solcher Stärke unterrichten werden. Ich könnte auch behaupten, dass wir dem Reformeifer unserer Landesregierung folgen wollen und hier einfach einmal neue Methoden ausprobieren.

Die Wirklichkeit ist viel banaler. Ich dachte einfach, wenn ruchbar wird, dass hier ein Lehrer die Rede hält, der mit dem Fach Physik die dunkle Seite von Schule repräsentiert, kommt keiner! Und so habe ich mir noch eine gebildete, charmante Begleitung mitgebracht, die meine Wirkung etwas abschwächt. Woher diese Befürchtungen? Liebe Eltern, denken wir mal zurück an die vielen Elternsprechtage, wo es folgendermaßen mit geballter Wucht auf mich einprasselte (Ich zitiere sinngemäß): "Lieber Herr Spieler, sie wissen doch, unsere Großeltern und Eltern konnten kein Physik, wir können es nicht und es ist doch ein Naturgesetz, dass es auch unsere Kinder und Kindeskinder, speziell natürlich Töchter, nicht können werden, ... ."

Na, das ist ja beruhigend. Wäre es genetisch, dann wäre es schlimm, aber wenn es nur ein Naturgesetz ist. Sowas kann sich ja ändern, oder?

Dies ist vielleicht auch einer der Gründe, warum wir heute ein bisschen über Naturgesetze oder spezieller Erhaltungssätze und ihre Bedeutung für das Leben plaudern wollen. Was sind eigentlich Naturgesetze bzw. Erhaltungssätze?

Naturgesetze sind erfahrungsgemäß sich immer wieder bestätigende Regeln, die unter bestimmten experimentell prüfbaren Bedingungen Voraussagen über das Eintreten anderer Erscheinungen zulassen. Diese Definition schließt aber offensichtlich ein, dass experimentell überprüfbare Gegenbeispiele möglich sind. So scheint das Naturgesetz von der Unvereinbarkeit des Faches Physik mit dem Bildungsanspruch unserer höheren Töchter zu wackeln, wenn wir nachher den Buchpreis für hervorragende Leistungen im Fach Physik an den am besten aussehenden, am besten riechenden und am besten auftretenden Teil unseres Schwerpunktkurses Physik verleihen, der noch dazu physikalische Sachverhalte in einer Kürze und logischen Prägnanz darbieten kann, dass einem die Ohren schlackern.

Erhaltungssätze! Sie sagen über die Grenzen aller Naturwissenschaften hinweg ihrem Wesen nach aus, dass bestimmte physikalische Größen in einem abgeschlossenen System bei jeder zeitlichen Zustandsänderung erhalten bleiben.

Ach übrigens, einen der wesentlichsten Beiträge zu den physikalischen Erhaltungssätzen lieferte Emmy Noether, schon zu Kaisers Zeiten und in der Weimarer Republik eine der führenden Mathematikerinnen Deutschlands, der lange Zeit als Frau die Professur verwehrt blieb. Sie stellte 1918 mit dem nach ihr benannten "Noether-Theorem" vereinfachend dargestellt fest: Jeder Erhaltungssatz ist eine Symmetrie der Welt.

Schon wieder eine Ausnahme! Und hier noch mehr: Meine Frau ist Ingenieur für Werkstofftechnik und in ihrem Studiengang Maschinenbau/Werkstofftechnik waren von 48 Studenten 2/3 Frauen. Und die haben heute die Qualitätsüberwachung in Deutschland fest im Griff, ob Messerstahl in Solingen, Chemieanlagen bei BASF in Mannheim, Beschichtungen von Werkstoffen in Salzgitter oder die Flachglasprüfung in Magdeburg. Alles Ausnahmen?

Unsere gymnasialen Eliteschüler haben von Erhaltungssätzen in ihrer Zeit hier so einiges zu hören bekommen. Sätze über die Erhaltung der Masse, des Impulses oder der Ladung sind schon Standard. Welchen haben wir denn da vergessen? Natürlich den Energieerhaltungssatz! Natürlich aber auch die Sätze vom Drehimpuls oder die aus der Atom- und Quantenphysik, wie z.B. die Erhaltung von Spin und Isospin, von der Baryonen- und Leptonenzahl, von der Strangeness und z. B. von der Parität. Da sage noch einer, Naturwissenschaften wären langweilig, wo man sich für die Eigenschaften von Elementarteilchen so poesievolle Namen wie Strangeness, also Seltsamkeit, oder Parität, also Gleichheit, einfallen lässt.

Apropos "Seltsamkeit" : Diese Quantenzahl zur Beschreibung der Entstehungs- und Zerfallszeiten von Elementarteilchen ist ein grundlegender Baustein der Methode des sogenannten "Achtfachen Weges" (nach dem achtfachen Weg Buddhas benannt), ein Ordnungs- und Klassifizierungssystem für Elementarteilchen ähnlich dem PSE.

Oder Parität, sie bezieht sich auf die Symmetrieeigenschaften von Wellenfunktionen für Elementarteilchensysteme bezüglich möglicher Raumspiegelungen, da sollten zumindest Physikleistungskursler noch folgen können, und repräsentiert z. B. einen Erhaltungssatz, der jahrzehntelang wegen der vielen neu entdeckten Elementarteilchen verbessert werden musste.

Diese "tiefe" Physik eben ist vielleicht doch nicht so ein Reißer, dass jeder Abiturient sofort beschließt, Physik zu studieren. Da aber viele hier etwas für die Umwelt übrig haben, eben für ihre Erhaltung, wäre vielleicht ein anderer Ansatz interessanter. Weltweit sind in der Vergangenheit Hängebrücken infolge von Windschwingungen, sogenannter Von-Karmann-Wirbel, eingestürzt bzw. beschädigt worden. Wale, Delphine und anderen Meerestiere sterben in den Weiten der Ozeane durch die Anwendung des Sonar, ob zur U-Boot-Ortung oder Untersuchung geologischer Unterwasserphänomene. Beides lässt sich nur begreifen und verhindern, wenn man dasselbe physikalische Phänomen zugrunde legt. Die 9 Schüler des Physikschwerpunktkurses wissen längst, was ich meine: Natürlich die "Resonanz"!

So jetzt genug geredet von den Erhaltungssätzen der Physik! Mal schauen, was die Chemie dazu beitragen kann.

Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, als ich wie Sie vor 7 Jahren hierher an diese Schule wechselte, bekam jede und jeder von ihnen Chemie-Unterricht neu ab Klasse 7. Und zwar alle bei mir! Nun wurden Sie gequält u.a. mit dem Satz der Erhaltung der Masse, mit dem Satz der konstanten Proportionen oder auch mit dem Gesetz von der Erhaltung der Elemente bei chemischen Reaktionen. Auf diesen möchte ich etwas genauer eingehen. Dieser besagt, dass in chemischen Verbindungen keine Elemente neu entstehen oder verloren gehen, also dass Edukte und Produkte bei chemischen Reaktionen aus denselben Elementen bestehen müssen. So war es z.B. jahrelang ein Traum der Alchemisten, aus nicht goldhaltigen Stoffen pures Gold zu erzeugen, der sich nicht erfüllte. Welche Lehren können sie nun aus diesem Lehrsatz, der sie ihr gesamtes Chemieleben an dieser Schule begleitet hat, ziehen? Beständigkeit der Elemente, also ihrer Elemente, ihrer ganz eigenen Persönlichkeit, ihres Charakters, ihres Elternhauses, ihrer auch über die Schulzeit hinaus andauernden Freundschaften sind für ihr neues Leben nach der Schule von äußerster Wichtigkeit. Diese Beständigkeit gibt ihnen Halt, die zukünftigen Herausforderungen anzupacken, durchzustehen und die völlig fremdartigen Situationen, die nun bald auf sie zukommen, egal ob im Studium oder in einer beruflichen Ausbildung, gut zu meistern.

Ein zweiter Satz, mit dem sie in ihrem Unterricht dauernd Kontakt hatten, ist der Satz der Energieerhaltung, nämlich, dass in einem abgeschlossenen System die Summe aller Energien konstant ist. Sie mussten sich mit allen möglichen Energiearten oder auch Energieberechnungen ? herumschlagen? und vielfach Energiediagramme von chemischen Reaktionen zeichnen. Fachbegriffe, wie Aktivierungsenergie, endotherm, exotherm werden viele von ihnen noch nicht vergessen haben. Auch diese Aspekte können sie wegweisend für ihre Zukunft interpretieren. Versuchen Sie, die Summe ihrer persönlichen Energien mindestens konstant zu halten. Führen Sie ihrem Körper genügend Energie zu, wenn sie das Gefühl der Erschöpfung oder Lehre haben. Nutzen Sie dazu irgendeine Aktivierungsenergie, nutzen sie ihre Eltern, Verwandte, Freunde, ihren Glauben, Gebete, Literatur, Musik oder nutzen Sie sich selbst, um ihren Lebensweg entsprechend ihrer Wünsche und Vorstellungen voranzutreiben. Damit sie einen Anschub bekommen, der notwendig ist, um bestimmte Reaktionen in ihrem Leben ablaufen zu lassen. Versuchen sie, in ihrem Leben exotherm zu reagieren, so dass sich viele Dinge leichter erledigen lassen, viele Probleme einfach ohne weitere Energiezufuhr erträglicher werden oder sich sogar lösen lassen. Genügend Problemlösestrategien und Methoden zur Bekämpfung des Vermeidens allen Übels sollten sie bis zum heutigen Abitur gelernt bzw. verinnerlicht haben. Manchmal aber wird ihnen allerdings auch der endotherme Zustand widerfahren.

Noch ein Wort zum Erhaltungssatz von der Masse. Chemielehrer, so haben wir eben gehört, glauben fest daran. Spätestens seit Einstein sind wir Physiker da ein bisschen weiter. Wir glauben, dass Massenänderungen mit Energieänderungen verknüpft sind (Aha: E = m*c2 – es lebe die Werbung) und bauen darauf, dass eine erhöhte Massenwirkung des Körpers durchaus aus einer Erhöhung der Geschwindigkeit resultiert. Wie beruhigend! Beim Gang auf die Waage beim Arzt können wir Physiker treffend kontern: Ach was, zu viel Hüftgold? Nein, wir sind nur zu schnell unterwegs!

Apropos Massenerhaltung und Gruppenunterricht: In der Quantenphysik mussten die Physiker die Erfahrung machen, dass ein ganzer Körper manchmal weniger Massenwirkung erzielt als die Summe seiner Teile. Irgendwie scheint das beim Gruppenunterricht unserer lieben Schüler auch zu funktionieren. Und letztens sagte unser Schulleiter über die Effizienz der Hofaufsicht unserer lieben Lehrer irgendwie dasselbe. Das wollen wir hier aber nicht vertiefen.

Und noch ein Erhaltungssatz: Der Satz vom Erhalt der Mathe-Lehrkraft! Viele von ihnen haben diesen an 4 von 7 Schuljahren am eigenen Leib erfahren, einige von ihnen sogar ganze 6 Jahre. Welche Lehren sie für ihr weiteres Leben hieraus ziehen, das bleibt ihnen selbst überlassen?! Dazu möchte ich mich an dieser Stelle nicht weiter äußern.

Wie wäre es denn mal mit einem eigenen Erhaltungssatz, der noch dazu erklären könnte, warum unsere lieben Schulabgänger nicht immer Höchstleistungen abrufen konnten?

Die Summe aus Wissen und Nichtwissen ist konstant.

Dazu ein Pendelmodell, welches, nicht einfach nur Wissen und Nichtwissen repräsentiert, sondern ihre 1. Ableitung, also ihre Änderungsrate, also den Wissenserwerb. Das ist doch etwas für unsere Mathe-Schwerpunktkursler. Oben der maximale Erwerb, unten der minimale, ist es doch kein so einfaches Modell, denn oben heißt nicht unbedingt gut, unten nicht unbedingt schlecht. Ganz oben könnte sich z.B. ein Lesen lernender Analphabet befinden, unten ein Bildzeitung lesender Nobelpreisträger.

Dieses Modell hat was Beruhigendes. Es sagt aus, dass es natürlich ist, zwischen maximalem und minimalem Lernen zu schwanken, denn es treibt den Wissenserwerb an, der Energie kostet. Unser Pendel lässt auch zu, dass sich unser Wissen nicht gleichmäßig erhöht, sondern sogar abnehmen kann. Die Pendellänge könnte die Menge an erworbenen Wissen ausdrücken. Der große Energieaufwand (Ablenkungen im Alltag, anstrengender Wissenserwerb) führt eventuell zum Stillstand des Pendel.

Der eine oder andere erkennt spätestens hier, dass wohl die vermeintlich schlechte Klausurplanung der Schule Schuld daran gewesen sein könnte, dass man sich als Schüler gerade immer zum Zeitpunkt einer Klausur in der Nähe der Gleichgewichtslage befunden hatte.

Anbei: Unsere Schüler haben natürlich schon längst den schnellsten Weg ins Land des Vergessens herausgefunden. Na, was meine ich wohl? Natürlich den Alkoholrausch auf der Party nach der letzten schrecklich langen Klausur. Da wir politisch korrekt argumentieren, hier noch ein Hinweis aus den Naturwissenschaften: Die Kollateralschäden beim Komasaufen können irreversibel sein!

Und was ist der modernste, schnellste Weg, für maximalen Wissenserwerb, der nur noch nicht die Schule erreicht hat? Natürlich – der Telefonjoker! Oh, da hab ich eine Vision zum Doppelabitur – ein Multiple-Choice-Test mit Telefonjoker. Das bringt die Bildungsbilanz in Ordnung.

Zurück zu unserem Erhaltungssatz. Aufmerksame Betrachter werden da einen scheinbaren Widerspruch zur Realität festgestellt haben. Ist der Satz in Ordnung, so bedeutet das ja, dass Wissen eine obere Grenze hat. Geht das denn? Der Physiker sagt, natürlich geht das. Wer am Anfang aufgepasst hat, weiß, dass wir von einem abgeschlossenen System reden!

Huch! Wer will denn schon in einem abgeschlossenen System leben? Meinst du etwa die Schule hier?

Tja, abgeschlossene Systeme! Die begeisterten Amateurhistoriker aus dem Geschichtsleistungskurs unseres hochverehrten Oberrates Herrn Cronjäger wissen bestimmt, wovon ich rede. Na, was ist denn wohl ein Beispiel für ein abgeschlossenes System? Die DDR! Natürlich streng nach Erwartungshorizont. Ich wäre auch höchst überrascht gewesen, wenn stattdessen gesagt worden wäre: Japan, 17. bis 19. Jahrhundert, Tokugawa-Shogunat oder späte Ming-Dynastie.

Nun ja, das mit den abgeschlossenen Systemen ist so eine Sache! So wie "icke" in der DDR Westpakete von meiner Tante bekommen habe, haben auch Japaner und Chinesen damals ein "bisschen Westkontakt" gehabt.

Auch unser abgeschlossenes System von der Erhaltung des Wissens ist durchaus ein respektables Modell für unsere "Schule". Physiker sehen abgeschlossene Systeme als Näherungen unter bestimmten, vereinfachenden Bedingungen, was oft im Sinne der Genauigkeit praktikabel ist.

Siehe Reibungsfreiheit.

Die Schule wirkt abgeschlossen im Sinne eines festen Kanons an Wissen und Kompetenzen, der es Euch erst möglich macht, erreichbare Ziele anzustreben.

Das heißt für unser Beispiel, das globale Maximum ist bekannt, das lokale kann mit der Pendellänge wachsen.

Das Entscheidende dabei ist aber nicht so sehr die Höhe der Amplitude, sondern eher die Art der Reibungswiderstände und die Frage, wer das Pendel ständig durch Energiezufuhr weiter anregt.

Wer, liebe Schüler, hat Euch zum Schwingen gebracht? Manche sagen, die Eltern, manche, die Lehrer. Manche sagen auch, diese beiden Gruppen hätten mehr aufgeregt als angeregt.

Wenn Ihr Euch jetzt umschaut, liebe Schüler, werdet Ihr feststellen, dass bei Euch allen die Amplitude größer geworden ist. Das heißt für die Zukunft, Ihr könnt weiter ausschwingen. Ihr werdet aber irgendwann feststellen, dass größere Pendellänge auch langsameres Schwingen bedeuten kann. Das wiederum kann verschiedene Ursachen haben: Das Alter, vielfältige Verpflichtungen, ein geplanteres und deswegen vielleicht langsameres Vorgehen bei der eigenen Weiterentwicklung.

So bleibt die Betrachtung zweier wesentlicher Komponenten Eurer Zukunft.

Praktikabel ist zum Einen die Suche nach neuen abgeschlossenen Systemen mit festen Zielen, also der Ausbildungsplatz, das Studium. Dabei werdet Ihr gerade am Anfang wieder einmal eine wesentliche Grunderfahrung machen. Der eine oder andere erhofft sich, dass es ihm geht, wie dem Sieger von Zela, der mit seinem legendären "Veni, vidi, vici" Legende schrieb. Wahrscheinlicher ist aber, dass es Euch so geht, wie den Römern mit dem furor gallicus und dem furor teutonicus. Oft wird man von der Wucht neuer Ereignisse einfach überrollt und zu Boden geschlagen. Die erste Semesterklausur oder erste Prüfung im Studium ist in der Regel so ein Beispiel. Dann stellt man aber fest, dass es gar nicht so schwer ist, wieder aufzustehen und weiter zu machen. Die Römer haben es vorgemacht. Das "Wie" ist eine spannende Lektüre. Und das bringt uns letztlich zurück zu der Frage nach dem Erreger, um Eure Schwingung in Gang zu halten. Einen gewissen Ersatz für uns hier können mit Sicherheit neue Familien und neue Lehrer bieten. Letztlich kommt Ihr mit Sicherheit früher oder später dahinter, wer der eigentliche Erreger sein muss, damit es im Leben "brummt", wie man so schön sagt.

In diesem Sinne möchten wir Eure Suche nach dem Erreger mit zwei abschließenden Zitaten von zwei erfolgreichen Leuten einleiten, die sich durch ihr Bildungsniveau von ihrem Umfeld abhoben und denen Neider stets vorgeworfen haben, dass ihre Erfolge nur auf Glück oder angeborenes Genie zurück zu führen waren:

Isaac Newton: Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ist ein Ozean!

Helmuth von Moltke: "Genie ist Arbeit!"

Vielen Dank!

Grußwort Direktor Baade

Begrüßung Abiturentlassung 2009

(Oberstudiendirektor Hans-Joachim Baade)

Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten,

Sie, Ihre Eltern und Ihre weiteren Angehörigen heiße ich ganz herzlich willkommen – willkommen zu Ihrer Abitur-Entlassungsfeier. Neben den heutigen Hauptpersonen begrüße ich unsere Gäste, insbesondere

die Stellvertretende Landrätin des Landkreises Northeim Frau Lauenstein,
die stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Bad Gandersheim, Frau Sälzer,
den stellvertretenden Bürgermeister der Samtgemeinde Lamspringe Herrn Ehbrecht,
Kreiensens Bürgermeister Herrn Rohde,
Kalefelds Bürgermeister Herrn Martin,
den Lerchepreisträger des Jahres1963 Herrn Kuhrmeyer,
den Vorsitzenden des Vereins der Eltern, Ehemaligen und Freunde des Roswitha-Gymnasiums, Herrn Jungesblut,
die Vertreter der Kirchen, für die evangelische Pröbstin Knotte – heute in doppelter Rolle, nämlich auch als Mutter, für die katholische Kirche Pfarrer Pabst,
die Leiter umliegender Schulen, Frau Bredthauer (Realschule Bad Gandersheim), Herrn Steinhoff (Grundschule Bad Gandersheim),
die Vertreter der Presse,
unsere Eltern- und Schülervertreter,
unsere Mitarbeiter,
unsere ehemaligen Kollegen und unsere aktuellen Kollegen.

Das war eine lange Liste. Hoffentlich war sie lang genug und niemand ist vergessen worden. Ich freue mich, dass Sie alle der Einladung gefolgt sind. Sie drücken damit Ihre Anerkennung für die Leistung unserer Abiturientinnen und Abiturienten aus.

Ja, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, Sie haben mit dem Bestehen der Prüfung eine anerkennenswerte Leistung erbracht, auf die Sie zu Recht ein bisschen stolz sein dürfen, sowohl individuell als auch auf den Jahrgang bezogen. Zweimal 1,0, zehnmal die Eins, zwanzigmal die Zwei vor dem Komma und ein Schnitt von 2,4, das kann sich sehen lassen. Es ist das mit Abstand beste Ergebnis der letzten fünf Jahre.

Gibt es über die Notenstatistik hinaus positive Dinge, durch die sich Ihr Jahrgang auszeichnet? Mir fällt dabei an erster Stelle Ihr Geschenk an die Schule ein. Ihr letzter regulärer Schultag fiel praktisch mit dem unseres langjährigen Hausmeisters Ecky Franke zusammen. Diese Gemeinsamkeit und sieben Jahre mit Ihrem Ecky brachten Sie auf die Idee: Ein großes, wetterfestes Bild von ihm für das kahle Wandstück des Neubaus. Vielen Dank! Wenn junge Leute bei aller Freude über das Ende der eigenen Schulzeit und den eigenen Erfolg in dieser Weise eine andere Person würdigen, finde ich das durchaus ähnlich anerkennenswert wie den guten Notenschnitt.

Mit der guten Leistung und der Anerkennung der Leistung eines anderen haben Sie Kompetenzen bewiesen, die in zwei Säulen unseres Leitbildes einzuordnen sind: Fachkompetenz und Sozialkompetenz. Wieweit sie auch den beiden anderen Säulen Methodenkompetenz und Persönliche Kompetenz gerecht werden, müssen Ihre Lehrkräfte beurteilen. Ich bin sicher, auch da gibt es positive Ansätze. Das übergeordnete gemeinsame Ziel unseres Leitbildes ist – über die Reifeprüfung hinaus – eine am Gemeinwohl interessierte, handlungsfähige Persönlichkeit. Die Reifeprüfung ist erreicht. Das Interesse am Gemeinwohl und die Handlungsfähigkeit werden, da mache ich mit keine Illusionen, individuell recht unterschiedlich ausgeprägt sein. Doch unter dem Strich können wir mit Ihnen als Jahrgang meiner Meinung das Ziel weitgehend als erreicht ansehen.

Sie müssen sich neue Ziele setzen. Ich bin sicher, das werden Sie tun. Ich bin zuversichtlich, dass es sinnvolle Ziele sein werden und dass Sie sie meist erreichen werden. Die Basis für künftige Erfolge ist mit Ihrer Schulzeit, mit Ihrem Abitur gelegt.

Das klingt fast so, als müsse man sich um Ihre Zukunft gar nicht sorgen, als seien gut Wünsche für Sie überflüssig. Keineswegs! Von meinen vielen guten Wünschen für Sie möchte ich zwei herausstellen.

In unserer schnelllebigen Zeit besteht immer die Gefahr nur auf die Ziele hin zu leben. Gymnasiasten wünschen sich, endlich ihr Abitur zu haben. 16- oder 17-jährige haben nur noch das Ziel Führerschein im Auge und wünschen es sich schnell herbei. Wer für sein erstes Auto spart, hätte es am liebsten sofort. Der Weg zu den Zielen scheint überflüssig. Man stelle sich jedoch vor, derartige Wünsche gingen sämtlich in Erfüllung und alle Ziele wären sofort erreicht. Das Leben wäre lediglich eine Aneinanderreihung der Höhepunkte. Es wäre erschreckend kurz. Das lässt sich mit einer Seilbahnfahrt zum Gipfel eines Berges vergleichen. Vieles verpasst man dabei im Vergleich zum langen und mühsamen Aufstieg zu Fuß. Deshalb wünsche ich Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, dass Sie auch die Wege zu Ihren Zielen als wichtige Teile des Lebens verstehen können. Möge es Ihnen gelingen, auch an diesen Wegen Freude zu empfinden, seien sie auch noch so langwierig und beschwerlich.

Die Hoffnung, ein Ziel zu erreichen, wird manchmal enttäuscht, oft gerade dann, wenn man es bereits sicher zu haben glaubt. Andererseits glaubt man manchmal, der Weg ist nicht zu bewältigen, das Ziel nicht zu erreichen. Man gibt auf und das vielleicht zu früh. Unnötige Enttäuschung oder Aufgabe lassen sich vermeiden, wenn man sich an einen fast 2000 Jahre alten Satz des römischen Philosophen Seneca hält:

Wenn du klug bist,
so mische eines mit dem anderen:
hoffe nicht ohne Zweifel
und zweifle nicht ohne Hoffnung.

Das möge Ihnen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, gelingen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Hans-Joachim Baade)